Und meine Seele singt
 

Chronik von spes vitae

Chronik von St. Marien aus dem Jahr 1989

Unser Beitrag für die im Jubiläumsjahr 1989 aus Anlass des 100jährigen Bestehens der St. Marien-Kirche in Salzgitter (Bistum Hildesheim) erschienenen Chronik:

Jugendmusikgruppe "Spes Vitae"

Es lag etwas in der Luft, als sich Anfang der 70er Jahre in vielen Kirchengemeinden Jugendliche fanden, die gemeinsam Musik machen und singen wollten. Es sollte jedoch nicht irgendwelche Musik sein. "Neue geistliche Lieder" hieß das Zauberwort, das zum Inhalt vieler gemeinsamer Stunden werden sollte.

Angeregt durch eine Handvoll professioneller Bands und deren Lieder schossen Musikgruppen, Bands und Jugendchöre wie Pilze aus dem Boden - so auch im Herbst 1974 in St. Marien. Dort traf sich eine kleine Anzahl etwas schüchtern dreinschauender Jugendlicher im Jugendkeller des Gemeindehauses, um mit anfänglich noch "holprigen" Klängen einer Gitarre und einer Blockflöte das anzustreben, was ihnen von einschlägigen Schallplatten aus der Stereo-Anlage entgegenschallte.

Nun - es war wirklich noch etwas kläglich, was da bei den ersten "Proben" zu hören war, und der erste öffentliche Auftritt in einem Gottesdienst an einem Freitagabend war auch ein entsprechender "Reinfall". Wir hatten uns viel zu schwierige Stücke ausgewählt, - übrigens Lieder, die wir zum Teil heute noch nicht spielen. Doch ließen wir uns nicht entmutigen.

Glücklicher Zufall in dieser Situation war das Erscheinen des Singspiels "AVE EVA" von Peter Janssens, in dessen Verlauf sog. Gemeindelieder, also recht leicht erlernbare Lieder, vorkommen. Diese Gemeindelieder waren Basis für das sich nunmehr stetige Entwickeln unserer Musikgruppe. Andere Jugendliche wollten dabei sein und wurden herzlich aufgenommen. Diese Gruppe von zunächst 11 Jugendlichen setzte sich zum Ziel, neue geistliche Lieder "unter's Volk" zu bringen, Jugendlichen einen Einstieg in die Kirche und den Gottesdienst zu ermöglichen, neue geistliche Musik und die damit verbundene Selbstdarstellung (als Teilmotivation durchaus legitim) zu haben.

Ein hoch gestecktes Ziel - jedoch waren alle Jugendlichen mit Begeisterung und entsprechender Einstellung dabei. - Ein guter Anfang! Die Lieder selbst trugen ihren Teil dazu bei, denn viele zeichnen sich dadurch aus, daß ihre Texte ansprechen, aussagen und andeuten, was uns damals, wie heute an Fragen und Problemen über Gott und die Welt bewegt. Und die Musik ist Musik unserer Zeit, mit Anklängen von Pop, Jazz, Folklore, Volkslied, nicht ohne Verbindung zu Tradition. Auch die äußeren Umstände, z. B. der immer zur Verfügung stehende Übungsraum, die bald angeschaffte, wohl oder übel notwendige Musikanlage und die durchweg positive Einstellung der Geistlichkeit zu unseren Liedern trugen ihren Teil dazu bei.

Das Zusammentreffen dieser verschiedenen Umstände ist wohl der Grund dafür, daß unsere Musikgruppe immer wieder neue Mitglieder fand, die dafür sorgten, daß in der Gemeinde neue geistliche Lieder an der Tagesordnung waren und immer noch sind.

Natürlich gab es auch Schwierigkeiten - so die Sorge um den Nachwuchs, sobald sich nach Schulabschlüssen etliche Jugendliche in alle Winde zerstreuten; Streit, dieses oder jenes Lied zu singen oder eben nicht zu singen, oder auch der "Gegenwind" der Kirchenzeitung im Herbst 1981 anläßlich eines von uns musikalisch gestalteten Jugendgottesdienstes auf dem Wohldenberg.

Doch alle Wogen glätteten sich zumeist recht schnell durch den guten Willen und die Aussprache mit den Beteiligten.

So folgten Jahre, in denen es immer wieder Erfolge und Enttäuschungen gab. Übungsdrang und Lustlosigkeit lösten sich ab, und es wurde gute Gewohnheit, uns nicht nur zu bestimmten Anlässen, wie zum Misereor-Sonntag, zum Altstadtfest und zum Missio-Sonntag Gottesdienste musikalisch gestalten zu lassen.

Besondere Anlässe, neue geistliche Lieder einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, waren unsre Teilnahmen am Singfest der Diözese Hildesheim am 20.5.1978 und beim ev. Landesjugendtreffen vom 19. - 21.09.1980, jeweils in der Braunschweiger Stadthalle. Außerdem waren wir in etlichen Gottesdiensten anderer Gemeinden zu Gast.

Die Zahl unserer aktiven Mitglieder hielt sich trotz ständigem Wechsel relativ konstant bei ca. 12 - 16 Jugendlichen, so daß im Laufe der Jahre mehr als 50 Jugendlich unsere Mitglieder waren bzw. sind.

Die musikalische Besetzung unserer Gruppe beschränkte sich anfangs auf 2 bis 5 Akustik-Gitarren und 2 Blockflöten. Durch Hinzunahme einer elektronischen Orgel, später durch Baß-Gitarre und Schlagzeug und zuletzt durch Solo-Gitarre und Querflöte vervollständigte sich die Besetzung nach und nach, die sich jedoch mit dem Wechsel der Mitglieder oft genug änderte.

Zu einer ernsthaften Krise kam es Anfang 1987, als auf einen Schlag wichtige musikalische Elemente, nämlich Schlagzeug, Baß-Gitarre und Orgel wegen persönlicher bzw. beruflicher Gründe der Mitglieder ausfielen. Der Rest der Gruppe fand keinen so rechten Spaß mehr an dem, was da übrig geblieben war.

Doch dauerte die Talfahrt nicht sehr lange. Anläßlich des Altstadtfestes im August 1987 wurden alle verfügbaren Kräfte mobilisiert und der Festgottesdienst musikalisch gestaltet. Der kurz darauf folgende Zusammenschluß mit Jugendlichen einer sich auflösenden Musikgruppe der Gemeinde St. Abdon und Sennen, SZ-Ringelheim, und andere glückliche Umstände führten dazu, daß unserer Musikgruppe eine neue Entwicklungsmöglichkeit gegeben wurde, die anfangs gesteckten Ziele weiter zu verfolgen.

Abschließend sei erwähnt, daß wir keinen Anspruch auf perfekte musikalische Gestaltung erheben, sondern mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten einen Teil der Jugendarbeit von St. Marien leisten wollen.

Es bleibt den Gemeindemitgliedern und Gästen überlassen, sich ihre Meinung zu neuen geistlichen Liedern zu bilden.


(Auszug aus der Chronik von St. Marien, 1989).

Beim Erstellen dieser Website entschlossen wir uns, den 1989 verfassten Text unverändert und ungekürzt abzubilden, da er inhaltlich noch immer die Entwicklung von spes vitae treffend wiedergibt. Darüber hinaus ist die Historie der Gruppe auch eng verbunden mit der allgemeinen Entwicklung des neuen geistlichen Liedes (NGL).



 

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